Leo­pard-Kriegs­het­ze: Schlaf­wan­deln in den Drit­ten Weltkrieg

Adret­te Men­schen ver­kün­den bestechen­de Wahr­hei­ten. Jetzt gilt es, beherzt unse­re Wer­te zu ver­tei­di­gen, kla­re Kan­te zu zei­gen, dem Teu­fel das Hand­werk zu legen und unse­re Bot­schaft in die Welt zu tra­gen. Ermäch­ti­gungs­ge­set­ze (z. B. Infek­ti­ons­schutz­ge­setz, Ener­gie­si­che­rungs­ge­setz, Netz­werk­durch­set­zungs­ge­setz, Demo­kra­tie­för­der­ge­setz) pas­sie­ren fast unge­se­hen das Par­la­ment. Medi­en jubeln dazu im Gleich­klang, hän­gen an den Lip­pen des ukrai­ni­schen Des­po­ten und ver­kün­den das Evan­ge­li­um der Zei­ten­wen­de und bal­di­gen Erlö­sung – durch edle Gesin­nung, star­ken Staat, natio­na­le Einig­keit, inter­na­tio­na­le Schul­ter­schlüs­se, Besei­ti­gung von Abweich­lern und Abtrün­ni­gen aus der Öffent­lich­keit, Ver­zicht und Anstren­gung. Wie aus einem Mun­de spre­chen Uni­ver­si­tä­ten, Künst­ler, Phi­lo­so­phen, öffent­lich-recht­li­che Medi­en, Zei­tun­gen, Fak­ten­che­cker, Nach­rich­ten­agen­tu­ren, Poi­ti­ker, Par­tei­en, Behör­den, Leh­rer, Kir­chen, Stif­tun­gen, Kon­zer­ne und inter- und supra­na­tio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen, bis hin zum WEF, das die Welt als Tugend­hort neu erfin­den und auf­tei­len will.

Unse­re Hel­den tra­gen Tarn­far­ben, unse­re Argu­men­te Spreng­köp­fe und die Außen­mi­nis­te­rin erklärt Russ­land aus Ver­se­hen den Krieg

Die fro­he Bot­schaft unse­rer bel­li­zis­ti­schen Medi­en und Play­er: Rüs­tung und Mili­tär sind unse­re Zukunft, unse­re Hel­den tra­gen Tarn­far­ben und unse­re Argu­men­te Spreng­köp­fe. Unser Wort duf­tet auf­re­gend nach Pul­ver, und unse­re Frie­dens­bot­schaf­ten über­brin­gen wir mit Gra­na­ten, Hau­bit­zen, Fest­stoff­ra­ke­ten und Blei – und nun auch mit Kampf­pan­zern, end­lich. Bald viel­leicht sogar mit Tor­na­dos. »Plötz­lich Außen­mi­nis­te­rin« und »Völ­ker­recht­le­rin« Anna­le­na Baer­bock erklär­te am 24.01.23 vor dem Euro­pa­rat im Rah­men ihres täg­li­chen ver­ba­len Amok­laufs Russ­land sogar aus Ver­se­hen den Krieg und gif­te­te in Straß­burg: »Wir füh­ren einen Krieg gegen Russ­land.« Wie dumm kann eine Regie­rung sein?

Poli­tik gleich dem Niveau vor dem Ers­ten Welt­krieg: »An Weih­nach­ten haben wir gesiegt, hurra«

Auf die­sem Niveau lagen Deutsch­land und auch Euro­pa schon ein­mal im Vor­feld des Ers­ten Welt­kriegs, als Medi­en, Poli­tik, Gesell­schaft, Uni­ver­si­tä­ten, Kir­chen, Ver­bän­de, Insti­tu­tio­nen und eine gan­ze intel­lek­tu­el­le Schicht den gro­ßen, hei­li­gen Krieg gar nicht erwar­ten konn­ten und sicher waren: »An Weih­nach­ten ist er vor­bei, und wir wer­den gesiegt haben«. Vier Jah­re spä­ter war Euro­pa schwer ver­wun­det, und 9 Mil­lio­nen Men­schen hat­ten ihr Leben gelas­sen – ohne erkenn­ba­re Sie­ger. Eine Gene­ra­ti­on spä­ter, vor dem Zwei­ten Welt­krieg waren zwar die Medi­en, Insti­tu­tio­nen und Intel­lek­tu­el­len zunächst vor­sich­ti­ger, aber eine brei­te Eli­te (kei­nes­wegs nur ein ein­zel­ner Mann) rühr­te dies­mal die Pro­pa­gan­dat­rom­mel und füt­ter­te die Mas­se mit Furcht, Hass, Ideo­lo­gie, Kamp­fes­lust und Erlö­sungs­fan­ta­sien – dies soll­te 50 Mil­lio­nen Men­schen das Leben kos­ten. Im Nach­gang des gro­ßen Krie­ges fie­len zwei Bom­ben in Japan, die den Men­schen eine Ahnung ver­mit­tel­ten, wie der Drit­te Welt­krieg aus­se­hen wür­de. In Albert Ein­steins Wor­ten: »Ich bin mir nicht sicher, mit wel­chen Waf­fen der drit­te Welt­krieg aus­ge­tra­gen wird, aber im vier­ten Welt­krieg wer­den sie mit Stö­cken und Stei­nen kämpfen.“

Hohe Wer­te, gerech­ter Zorn, grau­si­ge Bil­der für die hei­li­ge Mis­si­on: Töten ist wie­der cool

Den­noch fin­den die Men­schen wie­der Gefal­len an Feind­bil­dern (vor allem Men­schen betref­fend, die sie nie gese­hen haben), Kriegs­ge­heul, Schlach­ten­rum­mel, hei­li­gem Zorn und edlen Mis­sio­nen. Waf­fen und Töten sind wie­der cool, und die Jugend wird für eine gol­de­ne Lauf­bahn beim Mili­tär ange­wor­ben. Schie­ßen für den Frie­den, in Stü­cke spren­gen für die Soli­da­ri­tät, frie­ren und dar­ben für unse­re ame­ri­ka­ni­schen Freun­de und den End­sieg über den teuf­li­schen Rus­sen. Hart wie Krupp­stahl – Ver­zei­hung Rhein­me­tall­stahl – tre­ten wir für die hei­li­ge Sache ein. Die Ukrai­ne muss und wird gewin­nen. Lanz, Der Spie­gel, Die Zeit, Maisch­ber­ger, ARD und ZDF, EU, Baer­bock, Habeck, Hof­rei­ter, Kir­che, Uni und Schu­le: Alle sind sich einig und machen scharf für den gro­ßen blau­gel­ben Kampf (den sie selbst natür­lich gleich einer Fuß­ball-WM nur aus der Fer­ne ver­fol­gen, ohne jemals einen Aus­lö­ser zu betä­ti­gen), Ame­ri­ka gut, Rus­se böse, Waf­fen gut, Diplo­ma­tie ent­behr­lich, Krieg gut, Ver­söh­nung lächer­lich. Eine Bil­der­flut unter­legt die­se Pro­pa­gan­da mit eben­so bana­len Ein­drü­cken, mit dem Ziel: Grau­sen und Empö­rung, auf dass wir in Stim­mung gebracht wer­den. Nun rol­len wie­der ein­mal deut­sche Pan­zer nach Osten.

Rück­blick: Mit Coro­na-Pro­pa­gan­da fing die »Zei­ten­wen­de« an

So ein­fach geht das. Und dies, nach­dem die Gesell­schaft gera­de eine bei­spiel­lo­se Tota­li­sie­rung des Staa­tes unter dem Vor­wand einer angeb­lich töd­li­chen Pan­de­mie erdul­den muss­te. Alle Coro­naer­zäh­lun­gen stell­ten sich im Nach­hin­ein als Lüge her­aus: Weder gab es eine töd­li­che, bedroh­li­che Pan­de­mie, noch star­ben die meis­ten angeb­li­chen Coro­na­to­ten tat­säch­lich an Coro­na (sie waren im Schnitt 84), noch rich­te­ten die unter die­sem Vor­wand ein­ge­führ­ten Grund­rechts- und Demo­kra­tie­ein­schrän­kun­gen etwas gegen Coro­na­vi­ren aus, im Gegen­teil: Die Imp­fung bescher­te uns statt Immu­ni­tät eine neue Über­sterb­lich­keit – vor allem unter jun­gen Men­schen -, und wei­te­re Maß­nah­men ent­pupp­ten sich im Nach­hin­ein als so schäd­lich, dass sich vie­le bevöl­ke­rungs­re­le­van­te Krank­hei­ten wie Dia­be­tes Typ 1, Depres­si­on, Ess­stö­run­gen und eini­ge Krebs­ar­ten ver­dop­pel­ten und gera­de eine nie gekann­te Infek­ti­ons­wel­le (durch ande­re Viren) durch die Bevöl­ke­rung lief – mit viel mehr Opfern, als sie Coro­na je gefor­dert hät­te. Übri­gens exis­tiert eine idea­le Ver­gleichs­grup­pe, die dies belegt: Afri­ka. Dort sind bis heu­te nur 6 % der Bevöl­ke­rung geimpft. Von einem Coro­nasterben kei­ne Spur – und auch nicht von einer impf­be­ding­ten Über­sterb­lich­keit. Aller­dings hat sich dort wie in ande­ren Kon­ti­nen­ten infol­ge der welt­wei­ten Coro­na­maß­nah­men das Hun­ger­ster­ben ver­dop­pelt – mit hun­dert­mal mehr Toten als in jedem Krieg oder in der »Pan­de­mie«. Was also noch vor Kur­zem als rechts­extre­me Ver­schwö­rungs­theo­rie galt, ist heu­te Kon­sens: Die Imp­fung wirkt nicht, Coro­na ist nicht gefähr­li­cher als Influ­en­za, die Hygie­ne­maß­nah­men hal­fen nicht, son­dern scha­de­ten, und es ster­ben mehr Men­schen durch Imp­fung und Hygie­ne­maß­nah­men als durch Coro­na. Doch statt einer Auf­ar­bei­tung folgt die nächs­te Pro­pa­gan­da: der böse Russe.

Ob Coro­na, Kli­ma, böser Rus­se: Media­le Erzäh­lun­gen wer­den als wirk­li­che und ein­zi­ge Kata­stro­phen erlebt

Dabei bedie­nen sich die­se Nar­ra­ti­ve zwar rea­ler Sach­ver­hal­te, kata­stro­phi­sie­ren die­se aber zur kos­mi­schen Apo­ka­lyp­se und spie­len sich für den hei­mi­schen Zuschau­er zugleich rein medi­al ab. Sie sind für ihn sinn­lich erst in den Aus­wir­kun­gen (der Nar­ra­ti­ve) wahr­nehm­bar, die er für die Aus­wir­kun­gen des Erzähl­ge­gen­stands (Virus, Rus­se, Kli­ma) hält – ohne dass die­se Ereig­nis­se in der eige­nen Lebens­welt erkenn­bar wären: Wür­de man über Coro­na­vi­ren, Ukrai­ne­krieg, Kli­ma­kol­laps, Arten­ster­ben und wei­te­re medi­al ver­mit­tel­te Kata­stro­phen nicht berich­ten und die Welt nicht in eine ent­spre­chen­de Pro­blem­trance manö­vrie­ren, wür­den wir die­se Ereig­nis­se in unse­rem All­tag nicht bemer­ken. Erst nach der Tages­schau sehen wir über­all unheil­vol­le, düs­te­re Anzei­chen des unmit­tel­bar bevor­ste­hen­den Welt­un­ter­gangs – weil wir dar­auf getrimmt wur­den. Wäh­rend der US-Krie­ge gegen Afgha­ni­stan, Irak oder Ser­bi­en haben wir – auf­grund posi­ti­ver Bericht­erstat­tung – nichts der­glei­chen wahr­ge­nom­men. Was wir erfah­ren, sind media­le Kata­stro­phen, Erzäh­lun­gen, Geschich­ten, Fil­me, Bil­der, Bot­schaf­ten, gesteu­er­te Gefüh­le – und dies in einem Land, das die­sen nie mehr fol­gen woll­te. Denn wir glaub­ten gelernt zu haben, wie schmerz­haft es wird, wenn wir den Pfad der offe­nen Dis­kus­si­on, Ver­söh­nung, Abwä­gung, All­par­tei­lich­keit, Ver­fas­sung, Checks and Balan­ces und Nach­denk­lich­keit ver­las­sen und zur ein­zig rich­ti­gen Wahr­heit und damit zum schla­gen­den Argu­ment grei­fen. Nicht der Gegen­stand der media­len Erzäh­lun­gen ist die über allem ste­hen­de Kata­stro­phe – son­dern die Tat­sa­che, dass wir die­sen Erzäh­lun­gen fol­gen und damit ohne Not Welt­un­ter­gangs­kul­te und tota­li­tä­re Ver­hält­nis­se zur Durch­set­zung der ver­meint­li­chen Erlö­sung errich­ten, Leid ver­ur­sa­chen und (wie Baer­bock erklär­te) Krie­ge füh­ren (in der Illu­si­on, doch nur ver­nünf­tig und alter­na­tiv­los zu reagieren).

Ob Tali­ban oder Faschis­ten: Geg­ner Russ­lands wer­den hofiert und bewaffnet

Wie naiv kön­nen Men­schen sein – und wol­len nun Russ­land besie­gen? Wie die Bun­des­re­gie­rung auf Anfra­ge mit­teil­te, bewer­tet sie alle ver­gan­ge­nen und sons­ti­gen Krie­ge nicht hin­sicht­lich des Völ­ker­rechts, nur den Ukrai­ne­krieg. Dem­nach ist allein der Ukrai­ne­krieg – Ver­zei­hung, der bar­ba­ri­sche rus­si­sche Angriffs­krieg – in der Geschich­te völ­ker­rechts­wid­rig, alle ande­ren Krie­ge waren völ­ker­rechts­kon­form. Zum Bei­spiel, als Deutsch­land schon ein­mal die hal­be Welt mit Gewalt und Ideo­lo­gie über­zog, Deut­sche und Ame­ri­ka­ner 1999 Ser­ben in Stü­cke spreng­ten, Ame­ri­ka­ner ira­ki­sche Kin­der 2003 zu Wai­sen mach­ten oder Afgha­nen 2010 in den Kopf schos­sen. Dies hat Tra­di­ti­on, die sicher­lich zwei Dut­zend ame­ri­ka­ni­sche Krie­ge der letz­ten Jahr­zehn­te umschließt. Führt hin­ge­gen Russ­land Krieg, wer­den des­sen Geg­ner unter dem Vor­wand des Völ­ker­rechts bis zu den Zäh­nen bewaff­net, um die Lage zu desta­bi­li­sie­ren und die Kriegs­wirt­schaft wei­ter hoch­zu­fah­ren, auch wenn es sich kei­nes­falls um Demo­kra­ten han­delt. Zuletzt geschah dies in den 1980er-Jah­ren mit den Tali­ban, die sich über den ame­ri­ka­ni­schen Waf­fen­se­gen freu­ten und damit ihr Land in einen Stein­zeit­staat ver­wan­del­ten – und heu­te fes­ter im Sat­tel sit­zen denn je.

Mit kind­li­chen Bedro­hungs- und Erlö­sungs­fan­ta­sien schlaf­wan­deln in den Drit­ten Weltkrieg

»Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkom­men«, erklärt das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um. Wohin wird uns nach Mei­nung der kriegs­trei­ben­den, gewalt­ver­herr­li­chen­den Medi­en (allen vor­an Der Spie­gel), Poli­ti­ker und Insti­tu­tio­nen der Waf­fen­se­gen füh­ren. Nach­dem man durch Putsch, Alli­an­zen und Auf­rüs­tung vor der Haus­tür einer Groß­macht den Boden für einen Krieg berei­te­te (ähn­li­ches unter­neh­men die USA gera­de mit Tai­wan und Chi­na), will man nun den Abwurf DER Bom­be pro­vo­zie­ren? Um dann zu sagen: Wie konn­te das pas­sie­ren, nun sind alle Däm­me gebro­chen, wir müs­sen zurück­schla­gen? Die west­li­chen Staa­ten und ihre Gesell­schaf­ten stol­pern gleich dem Ers­ten Welt­krieg wie Schlaf­wand­ler in einen lan­gen Krieg, ein­ge­hüllt von bana­len Erzäh­lun­gen, nai­ven Wer­te­kon­struk­ten (tat­säch­lich geht es in der Poli­tik nie um Wer­te, son­dern nur um Inter­es­sen), kind­li­chen Bedro­hungs- und Erlö­sungs­fan­ta­sien und einer eben­so kind­li­chen Vor­stel­lung von Kriegs­be­tei­li­gung – als han­de­le es sich um ein glei­cher­ma­ßen folk­lo­ris­ti­sches Schau­spiel wie bei den vor­an­ge­gan­ge­nen eit­len Erlö­sungs- und Inter­ven­ti­ons­kul­ten im Bereich Coro­na, Kli­ma und Gleich­heit. Men­schen, die sich nie­mals in einen Pan­zer set­zen wer­den, las­sen die­sen nun mit einem 20-Jäh­ri­gen am Steu­er gen Russ­land rol­len, um ihre bel­li­zis­ti­schen Träu­me aus­zu­le­ben. Denn Tota­li­ta­ris­mus ist – Ver­zei­hung – geil und braucht ein­fa­che Wahr­hei­ten und Lösun­gen, kla­re Gren­zen – und am Ende den Krieg. Frie­den, Frei­zü­gig­keit und Ver­söh­nung sind sei­ne Fein­de. Über­rascht und über­for­dert zeig­ten sich die Kriegs­trei­ber und Het­zer aller­dings in der Geschich­te immer dann, wenn der Hass und die Gewalt, die sie (oft im angeb­li­chen Kampf gegen Hass und Gewalt) in die Welt getra­gen hat­ten, dann unwei­ger­lich vor ihrer Haus­tür stan­den. Doch auch da waren sie sich kei­ner Schuld bewusst – denn schuld sind immer die ande­ren, die Bösen.

Nicht Böse­wich­te betrei­ben Krie­ge, son­dern Inter­es­sen auf allen Seiten

Eben­so, wie das Coro­na­vi­rus unter Dut­zen­den Viren kein Kata­stro­phen­mo­no­pol inne­hat­te, gilt dies auch für den Ukrai­ne­krieg unter Dut­zen­den (aus­nahms­los ver­bre­che­ri­schen) Krie­gen (der der­zeit ver­lust­reichs­te Krieg fin­det im Jemen statt). Alle Krie­ge sind völ­ker­rechts­wid­ri­ge Ver­bre­chen und von völ­ker­rechts­wid­ri­gen Ver­bre­chen gekenn­zeich­net. Doch gab es dabei nie den einen, ein­zi­gen bösen Play­er, son­dern eine Auf­hei­zung mit vie­len Betei­lig­ten und Inter­es­sen – und auf vie­len Sei­ten Pro­pa­gan­da und Pro­fi­teu­re, mit der Bevöl­ke­rung als Leid­tra­gen­den. Über Nacht kön­nen – sogar unbe­tei­lig­te – Staa­ten jedoch offen­bar mora­lisch ent­glei­sen und Krieg und Gewalt ver­herr­li­chen – jedes­mal in der Geschich­te auf eine ande­re Art, doch immer mit dem Man­tel der Soli­da­ri­tät, Wer­te und Sta­bi­li­tät und des bevor­ste­hen­den Sie­ges – auch wenn genau das Gegen­teil erreicht wird. In die­sem Fall schei­nen die west­li­chen Staa­ten mit ihren Kriegs­trei­bern – und beson­ders unse­re ent­fes­sel­ten Medi­en – den Drit­ten Welt­krieg nahe­zu erzwin­gen zu wol­len – zumin­dest einen lan­gen, leid­vol­len Krieg, getra­gen von Hass, Angst, Waf­fen­lie­fe­run­gen und Erlö­sungs­fan­ta­sien, der nur Ver­lie­rer her­vor­brin­gen wird.

Albrecht Mül­ler: »Heu­te das Glei­che wie bei mei­nen Eltern zu Zei­ten mei­ner Geburt 1938«

Albrecht Mül­ler, Her­aus­ge­ber der Nach­denk­sei­ten, der bereits unter Wil­ly Brandt und Hel­mut Schmidt Pla­nungs­chef im Kanz­ler­amt und über Jahr­zehn­te SPD-Funk­tio­när war und selbst noch als Kind den Natio­nal­so­zia­lis­mus erleb­te, schreibt hier dazu: »Was wir uns heu­te an Feind­se­lig­keit gegen­über ande­ren Völ­kern, an Gleich­schal­tung und an Agi­ta­ti­on gefal­len las­sen und dem fol­gen, ist so schlimm wie die Agi­ta­ti­on der Nazis. Es kommt auf fei­ne­re Wei­se daher, ver­kün­det von harm­los aus­se­hen­den Akteu­ren wie Anna­le­na Baer­bock und eben nicht in SS-Uni­form. Aber es ist das Glei­che. Die glei­che Ver­füh­rung der Men­schen mit dem Trick, ihnen einen Feind zu bie­ten. Und alle zusam­men gegen die­sen Feind auf­zu­ste­hen. Heu­te das Glei­che wie bei mei­nen Eltern zu Zei­ten mei­ner Geburt im Jah­re 1938.«