Offe­ner Brief: Kei­ne Gesin­nungs­kon­trol­le durch Banken!

Wie Publi­zist und Akti­vist Micha­el Ball­weg mit­teil­te, kün­dig­te die Volks­bank sein Fir­men- und Pri­vat­kon­to sowie das Kon­to von Querdenken711 – da es »zu vie­le Beschwer­den« gege­ben hät­te. Mit der Kün­di­gung von Kon­ten streit­ba­rer Regie­rungs­kri­ti­ker hat ein über­grif­fi­ges und ver­fas­sungs­wid­ri­ges Instru­ment der Can­cel Cul­tu­re in die Mit­te der Gesell­schaft Ein­zug gehal­ten – nicht nur gegen Micha­el Ball­weg, son­dern gegen Dut­zen­de Publi­zis­ten, Künst­ler und Akti­vis­ten. Ohne jedes Gerichts­ver­fah­ren wer­den somit Men­schen auf­grund ihrer Gesin­nung, Rede, Her­kunft (auch Men­schen aus Russ­land berich­ten dar­über) – oder schlicht auf­grund von Gerüch­ten, Nei­dern oder Fein­den – ihrer Exis­tenz­grund­la­ge beraubt. Die­se mao­is­ti­sche Pra­xis gefähr­det ein offe­nes, demo­kra­ti­sches Mit­ein­an­der und beför­dert ein orwell­sches Kli­ma der Denun­zia­ti­on und Gleich­schal­tung, in der Anders­den­ken­de geäch­tet und sozi­al aus­sor­tiert wer­den. Wir bit­ten alle, die für Frei­heit, Demo­kra­tie und offe­nen Dis­kurs ein­ste­hen, an die betref­fen­den Ban­ken zu schrei­ben, damit deren Gesin­nungs­kon­trol­le nicht unwi­der­spro­chen bleibt – und ein fal­sches Wort nicht, wie in Dik­ta­tu­ren, zum Ver­lust der Exis­tenz führt. Dafür darf auch der fol­gen­de Text nach Belie­ben ver­wen­det werden.

An die

Volks­bank am Würt­tem­berg eG
Ber­li­ner Platz 1
70734 Fellbach
Tel. 0711 30501–0
E‑Mail: info@​voba-​aw.​de

Sehr geehr­te Damen und Herren,

wie ich erfah­ren habe, haben Sie die Kon­ten des Publi­zis­ten, Akti­vis­ten und Regie­rungs­kri­ti­kers Micha­el Ball­weg gekün­digt, weil es zu vie­le Beschwer­den gege­ben hät­te. Dies muss ich ent­schie­den ableh­nen. Das Haus­recht erlaubt es Ihnen zwar grund­sätz­lich, Kon­ten zu kün­di­gen. Dies ist aber nicht zuläs­sig auf­grund der Mei­nungs­äu­ße­rung, poli­ti­schen oder reli­giö­sen Hal­tung, Geschlecht, Her­kunft oder ande­rer zur Per­son gehö­ri­ger Merk­ma­le Ihres Kun­den – und auch nicht auf­grund von Beschwer­den auf­grund die­ser Merk­ma­le. Die­se Güter sind vom Grund­ge­setz klar und ein­deu­tig geschützt.

Kon­ten von umstrit­te­nen Per­so­nen zu kün­di­gen, ist eine demo­kra­tie- und ver­fas­sungs­wid­ri­ge Pra­xis, die nun auch Ein­zug in die Volks­bank hielt. In einer frei­en Demo­kra­tie ist dies undenk­bar und darf nicht unwi­der­spro­chen blei­ben: Ban­ken haben ihre Kun­den finan­zi­ell zu betreu­en und nicht deren Mei­nung, Lebens­ge­stal­tung, Reli­gi­on oder Her­kunft zu über­wa­chen und zu sank­tio­nie­ren. So ver­gibt die Volks­bank – zu Recht und ver­pflich­tend – auch Kon­ten an ver­ur­teil­te Mör­der und ande­re Straf­tä­ter. Denn sogar die Ahn­dung straf­recht­li­cher Ver­ge­hen ist nicht Sache der Bank, son­dern der Justiz.

Dass Sie nun mit­hil­fe von Denun­zi­an­ten Infor­ma­tio­nen über regie­rungs­kri­ti­sche Kun­den ein­ho­len und auf die­ser Grund­la­ge unlieb­sa­me Kon­to­in­ha­ber aus­sor­tie­ren, emp­fin­de ich als unde­mo­kra­tisch und unso­zi­al. Mit Ihrer Hil­fe hat sich auf die­se Wei­se in den letz­ten Jah­ren eine Can­cel Cul­tu­re und Spal­tungs­kul­tur ent­wi­ckelt, der Sie nun auch selbst (z. B. in Form von Beschwer­den) aus­ge­setzt sind. Denn weil Ver­mie­ter, Pro­vi­der, Ban­ken, Ver­an­stal­ter, Kun­den und Arbeit­ge­ber dem Empö­rungs­druck der Shit­s­torms nach­ge­ben, statt sich zur offe­nen Gesell­schaft und Demo­kra­tie zu beken­nen, konn­te die­se Form der Denun­zia­ti­on, Dif­fa­mie­rung und sozia­len Äch­tung Anders­den­ken­der erst die­se Aus­ma­ße annehmen.

Doch wo zie­hen Sie die Gren­ze? Kün­di­gen Sie zukünf­tig jedem Kun­den, der sich gegen Waf­fen­lie­fe­run­gen in Kriegs­ge­bie­te, Coro­na­maß­nah­men, Digi­ta­li­sie­rung oder die Ener­gie­wen­de aus­spricht, die Regie­rung kri­ti­siert oder kei­ne Gen­der­spra­che ver­wen­det – und folg­lich gesell­schaft­li­che Empö­rung auf sich zieht? Rich­ten Sie eine poli­ti­sche Abtei­lung ein, wel­che die Gesin­nung, Akti­vi­tät und gesell­schaft­li­che Akzep­tanz Ihrer Kun­den dar­auf­hin prüft, ob sie ein Kon­to füh­ren dür­fen? Sie wer­den dies zu Recht als absurd anse­hen – eben­so absurd wie eine Kon­ten­kün­di­gung auf­grund einer unpo­pu­lä­ren poli­ti­schen Hal­tung und der damit ver­bun­de­nen Erregung.

Sicher­lich möch­ten Sie selbst in kei­ner Gesell­schaft leben, die Ihre sozia­le Exis­tenz – zu die­ser zählt auch ein Bank­kon­to – ent­spre­chend Ihres Wohl­ver­hal­tens und Ihrer Gesin­nung – oder ein­fach auf­grund von Gerüch­ten über Ihre Per­son – gewährt oder ent­zieht. Somit soll­ten Sie auch nicht selbst zu einer sol­chen Gesin­nungs­kul­tur bei­tra­gen, son­dern alle Kun­den gleich behan­deln, sich zu einer offe­nen, demo­kra­ti­schen Gesell­schaft beken­nen und die Kün­di­gung der Kon­ten Herrn Ball­wegs zurück­zie­hen. Dan­ke für Ihr Verständnis.

Freund­li­che Grüße,

Chris­ti­an Zehenter