Stell­ver­tre­ter­krieg im Zei­chen west­li­cher »Frei­heits­lie­be«

Selen­skyj im hei­li­gen Kampf gegen dunk­le Mächte

Über Nacht ist die Welt ganz ein­fach gewor­den: Demo­kra­tie gegen Tyran­nei, Gut gegen Böse, der freie Wes­ten gegen das fins­te­re Russ­land, der hei­li­ge Selen­skyj gegen den teuf­li­schen Putin. Und auch die Lösung ist ganz ein­fach: Wir müs­sen und wer­den sie­gen. Und zwar mit Gewalt, Opfern, Gehor­sam und schwe­ren Waf­fen. Was wie ein Jugend­thril­ler von J. K. Row­ling anmu­tet, führt jedoch kei­nes­wegs zu Frie­den, Frei­heit und Demo­kra­tie, son­dern einem unbe­fris­te­ten Stell­ver­tre­ter­krieg zwi­schen den USA und Russ­land, der sich durch wei­te­re Eska­la­ti­on (an der Deutsch­land eif­rig mit­ar­bei­tet) leicht zu einem Welt­krieg aus­wach­sen könn­te. Vie­le Men­schen befeu­ern ihn und for­dern im Namen des Pazi­fis­mus Süh­ne, Rache und Gewalt. Doch sie alle tra­gen kei­ne Waf­fe und müs­sen nicht selbst in den Krieg zie­hen – son­dern ent­schei­den leicht­hin über das Leben ande­rer, die ihre Gesin­nung aufs Schlacht­feld tra­gen sol­len, eben­so wie über Hun­der­te Mil­lio­nen von Men­schen, die durch die plötz­li­che mili­ta­ris­ti­sche »Frei­heits­lie­be« des Wes­tens ihre Exis­tenz ver­lie­ren. Fast nie­mand der Kriegs­jün­ger und Rus­so­pho­bi­ker war vor Ort und hat sich selbst ein Bild gemacht. Die Erzäh­lung erfolgt rein medi­al. Und gro­ße Medi­en haben schein­bar immer Recht und die­nen der Wahr­heit, eben­so wie die Poli­tik unse­rem Wohl dient. Kei­ne Spur von der Erkennt­nis, dass an einem Krieg immer vie­le Par­tei­en und Inter­es­sen betei­ligt sind und alle Sei­ten Pro­pa­gan­da betreiben.

Es gilt stets die Fra­ge: Cui bono?

Eben­so wenig Beach­tung erfährt der Umstand, dass die meis­ten Krie­ge seit dem zwei­ten Welt­krieg US-geführt waren und jeweils häu­fig das Hun­dert­fa­che an Opfern for­der­ten, zuletzt der US-geführ­te Irak­krieg mit rund 500.000 zivi­len Todes­op­fern, der US-unter­stütz­te Jemen­krieg mit 300.000 Opfern oder der 20-jäh­ri­ge Afgha­ni­stan­krieg mit rund 250.000 Opfern – von den vie­len Mil­lio­nen Ver­trie­be­nen nicht zu spre­chen. War­um ist also gera­de der Ukrai­ne­krieg – im Gegen­satz z. B. zum Bal­kan- oder Irak­krieg – »ille­gal«, böse und dra­ma­tisch und alle ande­ren nicht? Die Ant­wort: weil dar­über ent­spre­chend berich­tet wird, er den ame­ri­ka­ni­schen Inter­es­sen ent­ge­gen­steht und vie­le trei­ben­de Kräf­te vom Hass, der Angst und Gewalt pro­fi­tie­ren. Dies manö­vriert die Welt in eine Kri­se, die ihr tau­send­mal mehr Opfer besche­ren wird als alle Rake­ten in der Ost­ukrai­ne (die, glaubt man den Fotos, häu­fig ukrai­ni­scher Her­kunft sind). Wer nicht die Banal­erzäh­lung glaubt, dass Kri­sen schick­sal­haft gesche­hen oder durch wahn­sin­ni­ge Böse­wich­te aus purer Bos­haf­tig­keit unter­hal­ten wer­den, wird bei jeder medi­al gefei­er­ten Kri­se fra­gen: Cui bono – wer pro­fi­tiert? Die Ant­wort führt zuver­läs­sig zu den Kri­sen­trei­bern, den Pro­fi­teu­ren der Angst, Gewalt und Spal­tung. Denn jeder Krieg und jede Kri­se pro­du­ziert zwar vor allem Ver­lie­rer, aber auch mäch­ti­ge Gewin­ner. Und jede Pan­zer­faust, Gra­na­te, Imp­fung, staat­li­che Inter­ven­ti­on, Über­wa­chungs­maß­nah­me, Trä­ne, Angst­at­ta­cke, Rake­te und Kriegs­wo­che mehr lässt ihre Kas­sen klin­geln, ihre Reich­wei­te stei­gen und ihre Visio­nen näher an die Wirk­lich­keit rücken – wäh­rend die Bevöl­ke­rung ihren Wohl­stand dem Krieg opfert, in der Mei­nung es sei der Frieden.

Gewin­ner der Mili­ta­ri­sie­rung und des Aus­ver­kaufs der Ukrai­ne: die USA

Die Autoren Fried­helm Klink­ham­mer und Vol­ker Bräu­ti­gam schrei­ben in ihrem Nach­denk­sei­ten-Arti­kel Scholz-HiWis polie­ren Sankt Selen­sky­js Schein­hei­li­gen-Schein: »Selen­skyj ist US-Prä­si­dent Bidens Büt­tel in Euro­pa, vor dem sich die hie­si­gen Regie­rungs­chefs unter­tä­nigst zu ver­nei­gen haben. (…) Erst seit er den Kriegs­fürs­ten von Washing­tons Gna­den spie­len darf, genießt der Show­man Selen­skyj die inten­si­ve Zuwen­dung sei­ner west­eu­ro­päi­schen Kol­le­gen. Davor hat­ten sie und ihre Medi­en ihn als Wich­tig­tu­er abge­tan. (…) Gegen den ent­schie­de­nen Wil­len sei­ner Mit­bür­ger hob Selen­skyj am 1. Juli 2021 das sakro­sank­te Ver­bot auf, staat­li­chen Wald- und Acker­bo­den an pri­va­te Käu­fer zu ver­äu­ßern. (…) Größ­ter Gewin­ner beim Aus­ver­kauf der Ukrai­ne dürf­te der US-ame­ri­ka­ni­sche Spe­ku­lant Geor­ge Sor­os wer­den. (…) Bereits vor dem rus­si­schen Ein­marsch hat­te Prä­si­dent Selen­skyj die Ukrai­ne stark mili­ta­ri­siert und den Bür­ger­krieg gegen die Mai­dan-Geg­ner im Osten inten­si­vie­ren las­sen, trotz Kiews öko­no­misch deso­la­ter Ver­hält­nis­se und sei­ner kor­rup­ten Struk­tu­ren. Er ist mit­ver­ant­wort­lich für den gewalt­sa­men Tod von 14 000 Zivi­lis­ten im Don­bass: Sein ver­hee­ren­der Feu­er­über­fall vom 16. Febru­ar beim Ver­such, den Wider­stand der Ost­ukrai­ner end­gül­tig nie­der­zu­schla­gen, ver­an­lass­te die rus­si­sche Inva­si­on. Mehr als 1000 ukrai­ni­sche Artil­le­rie­gra­na­ten und Rake­ten schlu­gen an jenem Tag in die Wohn­ge­bie­te der Don­bass-Repu­bli­ken ein; die OSZE regis­trier­te in den fünf fol­gen­den Tagen jeweils noch höhe­re Zahlen.«

Bild­quel­le: Pre­se­den­ti­al Office of Ukraine
Text: Chris­ti­an Zehenter